Samstag, 30. August 2008

Cloverfield (DVD)

... oder ... what you (don't) see - is what you (don't) get ...


Cloverfield war einer der bestvermarktetsten Filme dieses Jahres. Monate zuvor wurden Webseiten eingerichtet betreffs der Hauptcharaktere, gefolgt von einer Weltuntergangs-Teaser Kampagne um auf den neuen Katastrophenfilm von J.J. Abrams einzustimmen. 

J.J. Abrams steht nach LOST und Alias wohl nicht nur für Stories mit regem Wirrwarr was die zeitlichen Abläufe angeht, sondern vor allem für frische Ideen. So durfte man nun also gespannt sein, was da kommen würde.

Handlung (Spoiler) / Grundidee

Der Catch dieses Films besteht darin, dass es sich dabei um ein "geheimes" Tape handelt. Der Film ist so aufgebaut, dass man ihn für ein streng geheimes Armeedokument hält, welcher die Zwischenfälle eines bestimmten Tages dokumentiert.

Dies funktioniert hier vor allem bei der DVD, welche natürlich stilgerecht mit einer "Classified" Versiegelung daherkommt. 

Der Film ist auch dementsprechend aufgebaut. So werden z.B. teilweise Szenen abrupt unterbrochen, schlicht weil auf dem Tape etwas neues aufgenommen wurde. Dies spielt natürlich wunderbar in die Zeitverstrickungen a la J.J. Abrams. Dies wirkt hier allerdings nicht so aufgezwungen wie in den anderen Werken des (davon abgesehen genialen) Regisseurs.

Die Handlung dreht sich um Rob Hawkins (Michael Stahl-David) und seine beste Freundin Beth McIntyre (Odette Yustman). Es ist Rob's letzter Abend in den USA, da er am Tag darauf einen neuen Posten in Japan annehmen wird. So lädt Rob all seine Freunde zu einer Abschiedsparty. Eher zufällig wird sein Freund Hudson dazu überredet die Feier mit der Handycam zu dokumentieren und so das Material für das dem Zuschauer vorliegende Tape zu liefern. 

Rob und Beth zerstreiten sich auf der Party und Beth verlässt die Wohnung. Als plötzlich Manhattan von einem Godzilla-ähnlichen Monstrum angegriffen wird und die Gesellschaft abrupt flieht, macht Rob sich zusammen mit Hudson und ein paar weiteren Freunden auf, seine beste Freundin / geheime Liebe aufzuspüren. 

Mehr gibt es im Prinzip zu Cloverfield schon gar nicht mehr zu sagen. Der Rest, sozusagen, ist Geschichte und lebt grösstenteils von der grandiosen Präsentation und dem Marketing Buzz welcher den Release begleitet hat. 

Schauspielerische Leistungen

Die schauspielerische Leistung in diesem Film ist im oberen Bereich der Mittelmässigkeit. Es spielt niemand wirklich schlecht, aber es ist dies auch nicht der Film um "zu schauspielern" - Die Figuren wirken allesamt realistisch und im Ausnahmezustand. Jedoch fehlt die wahre Meisterleistung einer oder zweier Figuren und das Ensemble spielt eine zwar solide, aber bei weitem nicht herausragende Performance.

Look and Feel

Cloverfield versucht mit Erfolg dem Zuschauer eine Godzilla-Story aus der alleinigen Sicht eines Opfers zu verkaufen. Der Zuschauer wird über Rob und Beth informiert. Die Katastrophe ist zwar der logische Haupthandlungsbogen des Films, ist aber bewusst nur spärlich mit wirklichen Informationen versorgt. Der Zuschauer soll für einmal seine Allmacht verlieren, stets über alle wichtigen und interessanten Ereignisse informiert zu sein. So sieht man das geniale Design des Cloverfield-Monstrums auch lediglich mal in teilen durch ein Häuserschlucht geistern. Mal hier ein Fuss, mal dort ein Tentakel. Aber selten nur die ganze Kreatur. 

Allein der Name des filmenden Charakters, Hudson spricht schon ironisch auf das Folgende an. Hudson wird grösstenteils mit der Kurzform "Hud" angesprochen. HUD seinerseits ist die Abkürzung für "Head's Up Display" - d.h. die Kamerasicht des Users bei einem technischen Gerät (elektronische Anzeigen in Pilotenhelmen, Brillen etc.). So wird die Figur des Hudson auch stets im Hintergrund gehalten, da er tatsächlich nur "das Auge des Betrachters" ist. 

Der Film überzeugt somit auch nicht mit der Story, sondern mit der Atmosphäre die er schafft. Der Zuschauer wird knietief in die Situation der Hauptfiguren hineinversetzt und verstärkt somit auch den geschaffenen Bezug zu den Protagonisten. Es hängt eine ständige Bedrohung in der Luft. Auch für den Zuschauer, denn der Film wackelt und rattert während der Flucht vor sich hin, ohne dass man viel von dem Mitbekommt, was tatsächlich passiert ist. In anderen Monsterfilmen kann man stets die Situation von Aussen beobachten. Es wechseln sich Monsterszenen mit Szenen wesentlicher Figuren ab. Figuren, welche am Ende die Lage auflösen werden und daher auch stets top informiert sind. Rob und seine Gang sind der Durchschnittsbürger ohne grosse Ahnung von dem, was grade abgeht. So fiebert man auch stets mit, ob die Figuren - ja gar - man selbst, den Film überleben würde.

For one night only

Der grobe Schwachpunkt dieses Films ist seine "Haltbarkeit". Der Film kam im Kino super rüber und hinterliess einen megastarken Eindruck. So habe ich mich speziell auf den DVD Release gefreut. Leider bricht der Film nach einmaligem Viewing extrem in sich Zusammen. Das spannende an diesem Film ist effektiv die Atmosphäre und das Vorwärtskommen der Akteure. Man fragt sich ständig was passiert als nächstes? Wie geht der Film aus? Besonders gekonnt fällt hier der starke Bezug zu Hud auf. Die Figur verbindet es gekonnt, zwar immer mal wieder aufzutauchen, aber trotzdem die Rolle zu fast 100% dem Zuschauer weiterzugeben.

Wenn dieser Komponent allerdings wegfällt, bleibt nicht mehr viel übrig. Der Film fällt mit 85 Minuten Spieldauer schon relativ kurz aus, ist aber durch das ständige Wackeln und Rattern der Kamera nur mühsam zu überdauern. Ist die Spannung weg und man weiss, was genau abgeht ist der Film nur genau letzteres - Mühsam. 

Schulnote:

Erstbetrachtung: 5.0
Danach: 4.0

Pro:
- originelles "First-Person" Abenteuer ohne Starbesetzung
- gute Umsetzung des "Geheimtape - Konzepts" 
- wenn auch nicht überragend, aber gut und atmosphärisch gespielt
- starkes Monsterdesign

Con:
- Unterschied zwischen erstem und zweitem Betrachten extrem gravierend
- das Monster hat gar wenige Auftritte
- trotz kurzer Laufzeit kann der Film recht mühsam werden (Kameragewackel etc.) 

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