Samstag, 13. September 2008

Wanted

oder ... viel Lärm um nichts ...

Wanted OneSheet

In Erwartung eines handlungsfreien Actionfilms ging ich mir "Wanted" ansehen. Ich wurde weitestgehend nicht enttäuscht.

Handlung (wenige Spoiler)

Wesley ist ein erfolgloser Bürohengst. Seine Vorgesetzte macht ihm das Leben zur Hölle. Sein bester Freund, welcher in der Mittagspause Wes' Freundin beglückt macht die Situation auch nicht viel besser.

Kurz gesagt, Wesleys Leben ist im Eimer. Doch irgendwie spührt er, dass er zu mehr geboren war.

So sträubt er sich auch nicht wirklich lange, als er eines Tages auf spektakuläre Art in "die Bruderschaft" aufgenommen wird - ein Geheimbund aus Profikillern, welcher "Aufträge des Schicksals" ausführt.

Wes wird ins Team eingeführt und Schritt für Schritt seiner Bestimmung als Autragsmörder näher gebracht. In Wahrheit soll Wes allerdings einen Verräter ausschalten, welcher Tage vor Wes' auftreten dessen Vater hinterrücks ermordet hat.

Mehr sei an dieser Stelle zum relativ simpel, aber äusserst liebevoll gestrickten Plot nicht gesagt. Nur so viel - es werden wider erwarten einige Twists und Turns geboten, welche ich für meinen Geschmack allerdings ein wenig zu rasch durchschaut habe. Einige Hints und Hinweise weniger wären hier durchaus mehr gewesen.

 Look and Feel

Wanted basiert auf einer Graphic Novel des Autoren Mark Millar und könnte somit (wenn man sich den Zorn vieler Fans einhandeln will) im weiteren Sinne als Comicverfilmung gelten. Dies sollte hier bemerkt werden, denn Wanted hinterlässt auch den Eindruck einer Comicverfilmung. Das Werk ist deutlich geprägt von den Verfilmungen Frank Millers (nicht Verwandt, nicht Verschwägert!). Für Actionfans bietet dieser Film sehr viel an optischen Leckerbissen. Diese sind meist auch sehr gut mit den Charakteren verknüpft, so dass man die Szenen richtig mitgeniesen kann. Meine Gedanken sind hier eindeutig bei einer Szene in welcher eine Tastatur eine nicht unwesentliche Rolle spielt...

Schauspielerische Leistungen

Tja... was passiert, wenn Du als relativer Neuling eine Hauptrolle spielst zusammen mit Angelina Jolie und (vor allem) Morgan Freeman? Stimmt - Du gehst unter. Weit gefehlt. James McAvoy macht als Wes eine äusserst solide Figur. Er bringt nicht nur den coolen Actionhelden, sondern mixt auch gekonnt eine Prise innere Zerrissenheit und Zweifel hinzu. Dies allerdings ohne die Story oder den Fun zu beeinträchtigen. Wo z.B. the Dark Knight zum emotionalen Epos wird, bleibt Wanted trotz innerem Konflikt ein lockerleichter (wenn auch richtig harter) Actionfilm. Dies ist grösstenteils McAvoy zuzuschreiben, welcher die Figur sehr gekonnt in Szene setzt. Der Rest des Casts geht allerdings gnadenlos unter den Leistungen von Jolie und Freeman zugrunde. Einzig Thomas Kretschmann als Cross vermag in seinen wenigen Momenten noch annähernd an das Trio anzuknüpfen. Es sei gesagt, dass die restlichen Leistungen zwar nicht schlecht sind, aber im Gesamtbild einfach nicht zu der Performance von Jolie/Freeman passen. 

Gesamteindruck

Wanted ist ein äusserst brutaler Actionfilm der richtig Spass macht. Zum nachsinnieren bleibt nicht viel - die Handlung mag zwar ihre Irrungen und Wirrungen haben - aber der Film bleibt immer locker und stets unterhaltsam. Der gelungene Mix weiss allerdings nur dann zu überzeugen, wenn man sich darauf einlässt. Wer brutale Action mit einer richtig intelligenten Story mag, sollte sich lieber noch einmal the Dark Knight ansehen. So check your brains at the door and enjoy ...

Schulnote: 5.0

Pro:

- Gute Leistungen von Jolie, Freeman, McAvoy

- Solide Action, masslos übertrieben, aber richtig, richtig cool

- Guter Twist am Ende des Films

Con:

- Schauspielerische Leistungen leicht unausgeglichen.

Montag, 8. September 2008

You don't mess with the Zohan

... oder - Humor ist - wenn man trotzdem lacht!



In Erwartung eines typischen Adam Sandler Filmes bin ich letzten Samstag ins Kino gepilgert. Es lief irgendwie nichts anderes, was auch noch Spass gemacht hätte und so haben wir uns dann für den Sandler Streifen entschieden. Obwohl Adam Sandler ein genialer Komiker ist, habe ich mir seine Film bisher bis zum DVD und manchmal sogar TV-Release "aufgespahrt". 

Handlung (wenige Spoiler) 

Zohan ist der israelische Austin Powers. Er kriegt restlos alle Frauen ab und mit Terroristen macht er kurzen Prozess. Eines Tages gerät unser Superspion allerdings in eine schwere Identitätskrise. Er erwischt sich stets beim Studium von Hairstyle-Magazinen und träumt von nichts sehnlicherem als irgendwo auf der Welt Haare zu schneiden. Als er es gar nicht mehr aushält täuscht Zohan seinen Tod vor und taucht ab in Richtung USA. Dort angekommen beginnt er seinen grossen Traum zu verfolgen. Doch irgendwann holt ihn die Vergangenheit in Form einer palästinensischen Schläferzelle ein. 

Grundidee

Zohan könnte leicht als billiger Austin Powers Klon missverstanden werden. Sandler riskiert dies in seinem Film auch sehr oft, schafft es aber sich trotz mancher Anlehnung gekonnt zu differenzieren. Zohan wirkt auf gewisse Weise nicht ganz dermassen lächerlich wie Myers dies mit seiner Figur macht. Beide Figuren gehören allerdings ganz klar ins Slapstick Genre und kosten dies auch voll aus. 

... wenn man trotzdem lacht ... 

Zohan ist allerdings auch noch etwas anderes als eine reine Comedy. Er befasst sich mit dem genauso alten wie traurigen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Kein leichtes Thema für eine Komödie, zumal hier extreme Angriffsfläche für genauso extreme Geschmacklosigkeiten geboten wird. Und eins vorneweg - für extremistische Terroristen aus dem einen, oder aus dem andern Lager dürfte dieser Film keineswegs gedacht sein. Einiges an Gags macht sich über die Konfliktisituation schon sehr lustig. Dennoch schafft es Zohan dank eines für eine Komödie clever geschriebenen Scripts auch die noch so peinlichste Polit-Klippe gekonnt zu umschiffen. So ist am Ende auch die, zwar voraussehbare, aber schöne Message, dass letzendlich der Friede doch die beste Lösung ist. 

So bleibt es auch nicht der gekonnt verarbeitete Hauptbogen, der negativ auffällt als viel mehr der teils doch extrem überrissene Teil an offener Obszönität im Film. Soviel sei gesagt, im Gegensatz zu Austin Powers ist Zohan mehr ein Mann der Tat als einer der dummen Sprüche - so wird hier ganz extrem auf die Frauenheld-Seite von James Bond eingedroschen. Dies kommt zwar gut an, ist aber teilweise ein wenig zuviel des guten. 

Gesamteindruck

Zohan ist eine der besten Komödien der letzten Zeit. Period. Es handelt sich dabei um den wahrscheinlich besten Sandler-Film bis anhin. Jedenfalls hat der Film meinen Nerv besser getroffen als jeder andere seiner bisherigen Filme (es sei angemerkt dass ich weder Click noch Waterboy gesehen habe). Der Film läuft insgesamt 113 Minuten und gehört damit zu den grösseren Kalibern im Comedy-Genre. Ein Wunder, dass der Film keine Minute zu lang läuft und dass von den 10 000 Gags nur so wenige tatsächlich nicht sitzen. Dieser Film möchte zwar auf den Israel-Palästina-Konflikt ansprechen, tut dies aber nicht zu lasten des Comedy-Effekts - im Gegenteil - es sind 113 Minuten beste Popcorn Unterhaltung, der einem noch Stunden später schmunzeln lässt.

Schulnote: 5.75

Pro: 
- 113 Minuten Comedy pur
- Adam Sandler 
- einige nette Cameos von unerwarteten und witzigen Gaststars

Con:
- gibt noch keine Fortsetzung ... :)

Samstag, 30. August 2008

Cloverfield (DVD)

... oder ... what you (don't) see - is what you (don't) get ...


Cloverfield war einer der bestvermarktetsten Filme dieses Jahres. Monate zuvor wurden Webseiten eingerichtet betreffs der Hauptcharaktere, gefolgt von einer Weltuntergangs-Teaser Kampagne um auf den neuen Katastrophenfilm von J.J. Abrams einzustimmen. 

J.J. Abrams steht nach LOST und Alias wohl nicht nur für Stories mit regem Wirrwarr was die zeitlichen Abläufe angeht, sondern vor allem für frische Ideen. So durfte man nun also gespannt sein, was da kommen würde.

Handlung (Spoiler) / Grundidee

Der Catch dieses Films besteht darin, dass es sich dabei um ein "geheimes" Tape handelt. Der Film ist so aufgebaut, dass man ihn für ein streng geheimes Armeedokument hält, welcher die Zwischenfälle eines bestimmten Tages dokumentiert.

Dies funktioniert hier vor allem bei der DVD, welche natürlich stilgerecht mit einer "Classified" Versiegelung daherkommt. 

Der Film ist auch dementsprechend aufgebaut. So werden z.B. teilweise Szenen abrupt unterbrochen, schlicht weil auf dem Tape etwas neues aufgenommen wurde. Dies spielt natürlich wunderbar in die Zeitverstrickungen a la J.J. Abrams. Dies wirkt hier allerdings nicht so aufgezwungen wie in den anderen Werken des (davon abgesehen genialen) Regisseurs.

Die Handlung dreht sich um Rob Hawkins (Michael Stahl-David) und seine beste Freundin Beth McIntyre (Odette Yustman). Es ist Rob's letzter Abend in den USA, da er am Tag darauf einen neuen Posten in Japan annehmen wird. So lädt Rob all seine Freunde zu einer Abschiedsparty. Eher zufällig wird sein Freund Hudson dazu überredet die Feier mit der Handycam zu dokumentieren und so das Material für das dem Zuschauer vorliegende Tape zu liefern. 

Rob und Beth zerstreiten sich auf der Party und Beth verlässt die Wohnung. Als plötzlich Manhattan von einem Godzilla-ähnlichen Monstrum angegriffen wird und die Gesellschaft abrupt flieht, macht Rob sich zusammen mit Hudson und ein paar weiteren Freunden auf, seine beste Freundin / geheime Liebe aufzuspüren. 

Mehr gibt es im Prinzip zu Cloverfield schon gar nicht mehr zu sagen. Der Rest, sozusagen, ist Geschichte und lebt grösstenteils von der grandiosen Präsentation und dem Marketing Buzz welcher den Release begleitet hat. 

Schauspielerische Leistungen

Die schauspielerische Leistung in diesem Film ist im oberen Bereich der Mittelmässigkeit. Es spielt niemand wirklich schlecht, aber es ist dies auch nicht der Film um "zu schauspielern" - Die Figuren wirken allesamt realistisch und im Ausnahmezustand. Jedoch fehlt die wahre Meisterleistung einer oder zweier Figuren und das Ensemble spielt eine zwar solide, aber bei weitem nicht herausragende Performance.

Look and Feel

Cloverfield versucht mit Erfolg dem Zuschauer eine Godzilla-Story aus der alleinigen Sicht eines Opfers zu verkaufen. Der Zuschauer wird über Rob und Beth informiert. Die Katastrophe ist zwar der logische Haupthandlungsbogen des Films, ist aber bewusst nur spärlich mit wirklichen Informationen versorgt. Der Zuschauer soll für einmal seine Allmacht verlieren, stets über alle wichtigen und interessanten Ereignisse informiert zu sein. So sieht man das geniale Design des Cloverfield-Monstrums auch lediglich mal in teilen durch ein Häuserschlucht geistern. Mal hier ein Fuss, mal dort ein Tentakel. Aber selten nur die ganze Kreatur. 

Allein der Name des filmenden Charakters, Hudson spricht schon ironisch auf das Folgende an. Hudson wird grösstenteils mit der Kurzform "Hud" angesprochen. HUD seinerseits ist die Abkürzung für "Head's Up Display" - d.h. die Kamerasicht des Users bei einem technischen Gerät (elektronische Anzeigen in Pilotenhelmen, Brillen etc.). So wird die Figur des Hudson auch stets im Hintergrund gehalten, da er tatsächlich nur "das Auge des Betrachters" ist. 

Der Film überzeugt somit auch nicht mit der Story, sondern mit der Atmosphäre die er schafft. Der Zuschauer wird knietief in die Situation der Hauptfiguren hineinversetzt und verstärkt somit auch den geschaffenen Bezug zu den Protagonisten. Es hängt eine ständige Bedrohung in der Luft. Auch für den Zuschauer, denn der Film wackelt und rattert während der Flucht vor sich hin, ohne dass man viel von dem Mitbekommt, was tatsächlich passiert ist. In anderen Monsterfilmen kann man stets die Situation von Aussen beobachten. Es wechseln sich Monsterszenen mit Szenen wesentlicher Figuren ab. Figuren, welche am Ende die Lage auflösen werden und daher auch stets top informiert sind. Rob und seine Gang sind der Durchschnittsbürger ohne grosse Ahnung von dem, was grade abgeht. So fiebert man auch stets mit, ob die Figuren - ja gar - man selbst, den Film überleben würde.

For one night only

Der grobe Schwachpunkt dieses Films ist seine "Haltbarkeit". Der Film kam im Kino super rüber und hinterliess einen megastarken Eindruck. So habe ich mich speziell auf den DVD Release gefreut. Leider bricht der Film nach einmaligem Viewing extrem in sich Zusammen. Das spannende an diesem Film ist effektiv die Atmosphäre und das Vorwärtskommen der Akteure. Man fragt sich ständig was passiert als nächstes? Wie geht der Film aus? Besonders gekonnt fällt hier der starke Bezug zu Hud auf. Die Figur verbindet es gekonnt, zwar immer mal wieder aufzutauchen, aber trotzdem die Rolle zu fast 100% dem Zuschauer weiterzugeben.

Wenn dieser Komponent allerdings wegfällt, bleibt nicht mehr viel übrig. Der Film fällt mit 85 Minuten Spieldauer schon relativ kurz aus, ist aber durch das ständige Wackeln und Rattern der Kamera nur mühsam zu überdauern. Ist die Spannung weg und man weiss, was genau abgeht ist der Film nur genau letzteres - Mühsam. 

Schulnote:

Erstbetrachtung: 5.0
Danach: 4.0

Pro:
- originelles "First-Person" Abenteuer ohne Starbesetzung
- gute Umsetzung des "Geheimtape - Konzepts" 
- wenn auch nicht überragend, aber gut und atmosphärisch gespielt
- starkes Monsterdesign

Con:
- Unterschied zwischen erstem und zweitem Betrachten extrem gravierend
- das Monster hat gar wenige Auftritte
- trotz kurzer Laufzeit kann der Film recht mühsam werden (Kameragewackel etc.) 

Dienstag, 26. August 2008

Untraceable - Jeder Click kann töten (DVD)

... oder... Moralpredigt mit dem Holzhammer ... 


Mit recht wenigen Erwartungen habe ich ende letztes Jahr den Trailer zu "Untraceable" im Kino angesehen. Als passionierter Fan der SAW Filme bin ich anfänglich von einem Trittbrettstreifen der übleren Sorte ausgegangen. Auch die Tatsache, dass ich mit Diane Lane als Schauspielerin ansonsten herzlich wenig anfangen kann, hat meine Vorfreude nicht ins unermessliche geschührt.

Zunächst im Kino und jetzt auf DVD war ich dann auch sehr positiv überrascht was aus einem vermeintlichen Klon alles rauszuholen war:

Handlung (ohne wesentliche Spoiler) 

Jennifer Marsh ist eine Alleinerziehende FBI Agentin in der Cyber Crime Division. Zusammen mit Ihrem Partner schiebt sie Nachtschichten um Ihre Tochter zu ernähren und tagsüber trotzdem Zuhause sein zu können. Ein intelligenter Deskjob, welcher aber anscheinend keine grossen Karriereperspektiven bietet. Jennifer spührt Internetverbrecher auf. Jungs, die sich illegale Videos aus dem Netz ziehn, die mit gestohlenen Kreditkarten auf Einkaufstour in der virtuellen Welt umherstreifen und Stadträte die sich im Chat mit 12-jährigen Mädchen in der realen Welt treffen wollen. 

Doch eines Nachts hat all dies ein Ende, als ein Informant das Team auf die Internetseite "www.killwithme.com"  aufmerksam macht. Zunächst sind die Ermittler schockiert, als sie sehen dass in einem ersten Test während eines Livestreams ein kleines Kätzchen ermordet wird.

Jennifer schliesst die Seite sofort - diese öffnet sich aber sogleich wieder von einem anderen Host aus. Als sich die Seite auch nicht zurückverfolgen lässt ahnt zumindest Jennifer die bevorstehende Gefahr.

Das FBI hingegen interessiert sich allerdings erst richtig dafür als wenige Tage darauf ein erneuter Stream mit einem Menschen beginnt. Der wehrlose Mann hat leichte Schnittwunden im Oberkörper. Der Killer lädt allerdings die Internet-Community dazu ein seine Seite zu besuchen. Mit jedem Webhit wird dem Opfer eine höhere Dosis eines blutgerinnungshemmenden Mittels injiziert. 

...ein tödliches Spiel nimmt seinen lauf... 

Cyber-Jigsaw für Arme? 

Zunächst hört sich Untraceable wie ein lahmer versuch eines SAW Klons an. Bald schon wird aber klar, dass sich Untraceable von SAW sehr weit zu distanzieren versucht. Meiner Meinung nach mit vollem Erfolg. 

Jigsaw aus SAW ermordet seine Opfer nicht, er treibt sie in den meisten Fällen in den Selbstmord. Der Mörder in Untraceable benutzt die Internet-Community um seine Morde zu begehen. 

Obwohl Jigsaw ein verzweifelter alter Mann ist, ist er stets Herr der Lage. Der Mörder in diesem Film hinterlässt aber einen wesentlich unbeholfeneren Eindruck. Er ist zwar keinesfalls stupide, jedoch verfügt er nicht über die Fähigkeit die Ereignisse so punktgenau vorherzusehen wie Jigsaw das tut. Er ist also weniger Puppenspieler als Teil seines eigenen Spiels. Er benutzt die Internet-Community um sein tödliches Spiel zu spielen und macht somit quasi jeden Einzelnen von uns zum potentiellen Mittäter. 

Der Film entpuppt sich als Morallektion an die Internetgemeinde. Genauso wie über 90% der Community hasse ich Moralpredigten bis aufs Blut. Untraceable schafft es jedoch gekonnt die Message mit einem gewissen Stil zu überbringen. 

Was wäre gewesen, wenn niemand geklickt hätte? und natürlich viel interessanter, warum verläuft jeder Mord immer schneller? Auch wenn die Öffentlichkeit darüber informiert ist, dass es sich um echte Morde handelt? Warum wird die Seite trotzdem so gut frequentiert? 

Warum ist die Internet-Generation so verroht und verdorben dass man selbst dann noch zusehn will, wenn wirklich jemand stirbt? Und warum werden heute schon Videos von echten Gewalttaten (Zufällig gefilmte Selbstmorde, Unfälle a la "Oops" etc. etc.) so oft heruntergeladen?

Der Film wirft definitiv interessante Fragen auf, welche sich mit dem aktuellen Thema der "ungefilterten Youtube - Generation" eindrücklich auseinandersetzt. Bald fragt man sich auch, ob Zensur eine Lösung ist oder wie man mit solchen Phänomenen umgehen sollte. 

Nun aber zum Haken: 

Untraceable ist eine Lektion in Internet-Moral. Leider wollte Untraceable ursprünglich auch noch etwas anderes sein - nämlich ein Horrorfilm. Wahrscheinlich war die Absicht hinter dem Film möglichst viele Leute zu erreichen. Dies könnte auch der Grund sein, warum der Film locker auf ein FSK 16 gekommen ist. 

Klar finden sich einige Morde wieder, die recht grausam und brutal sind. Jedoch findet bis auf eine einzelne Ausnahme (Stichwort Hardcore-Solarium) die ganze Gewalt eher Offscreen statt. 

Jede Franchise, sei es nun SAW, Freddy, Jason oder Hellraiser ist klar als Horrorfilm positioniert und "geniesst" dies auch sichtlich. Untraceable ist anders. Man merkt dem Film sehr gut an, dass man sich im Prinzip wirklich von dem gezeigten Distanziert und damit im Prinzip nichts zu tun haben will.  

Eigentlich löblich - aber dem Horrorfan, der die (gestellte und gespielte) Action wirklich sehn will fällt das schon bald sehr negativ auf. On-Screen Action gibts nämlich so gut wie keine. Dafür findet etwas anderes statt. Die Szenen sind meines erachtens nach wesentlich "humaner" dargestellt als in den meisten anderen Horrorfilmen. Dies ist allerdings nicht auf die soeben erwähnte Off-Screen Action bezogen, sondern auf den generellen Tone, den die einzelnen Szenen haben. Die Szenen sind weniger zelebrierend abgehalten wie z.B. in einem Freddy Film. Es handelt sich dabei nicht um Schlachtszenen, sondern um den sensibel inszenierten Tod von Filmcharakteren. 

Dies führt dazu dass der Film zwar meines erachtens nach das Label Horrorfilm nicht verdient hat, dafür findet sich ein äusserst spannender Thriller wieder.

Die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank weg mit "gut" zu beurteilen. Das Team jedenfalls spielt eine beeindruckend gleichwertige Leistung. Niemand sticht heraus, aber es flacht auch niemand extrem ab. 

Schulnote: 5

Pro: 
- intelligenter Thriller der zum Nachdenken anregt
- solide gespielt
- "trotz" Moralpredigt interessanter Plot 
- "trotz" viel "Off-Screen" Action intelligente Horrorszenen
- Film schliesst gekonnt in sich ab - lässt absichtlich keinen Raum für ein direktes Sequel

Con:
- zu viel Off-Screen Action
- hat teils einen zu moralischen Anstrich (Die Wahrheit schmerzt halt...? ) 

Sonntag, 24. August 2008

The Bank Job

... oder "GTA" meets "The Transporter" ...



The Bank Job handelt von einem der wohl grössten Bankraube in der Geschichte des vereinten Königreiches und basiert loose auf wahren Begebenheiten. Die Ermittlungsakte zum Banküberfall von 1971, bei dem mehr Geld gestohlen wurde als beim weit berühmteren Postzugraub, wird noch bis ins Jahr 2054 unter Verschluss gehalten. 

So ist auch davon auszugehen dass im speziellen die amüsante Auflösung nicht ganz den historischen Fakten entsprechen dürfte.

Handlung (weitestgehend Spoilerfrei) 

Die Handlung dreht sich um den oben genannten Bankraub. Ein schwerstkrimineller Verbrecher hält die Justiz zum Narren indem er damit droht hochbrisante Fotos von Prominenten und Politikern an die Öffentlichkeit zu bringen. Bald darauf findet der britische Geheimdienst heraus wo die Fotos gelagert sind - in einem Schliessfach einer Bank. Da der Geheimdienst keine offizielle Durchsuchungsverfügung erwirken kann, wird kurzerhand über ein paar Kanäle eine Bande von Kleinkriminellen zum Überfall angestiftet. 

Der verschuldete Terry Leather (Jason Statham) lässt sich willig als Marionette missbrauchen und merkt erst viel zu spät wie überfordert sein Team mit der Situation ist.

Schauspielerische Leistung

Dieser Film mag zwar sehr amüsant sein, ist aber wie erwartet ein pures Jason-Statham-Vehikel. Statham macht was er immer macht. Und in gewohnter Qualität. Jason Statham ist der neue Actionheld, der wohlbesonnene, intelligente Gentleman der aber auch gern mal kräftig zulangt. Klar gibt es hier und da unterschiede in den Figuren, welche er spielt. Frank Martin aus der Transporter-Reihe hebt die zivilisierte Art etwas hervor. Bei Terry Leather in diesem Film tritt eher der gutmütige Kleinkriminelle zu tage. Jason Statham bleibt allerdings Jason Statham. Er entwickelt langsam aber sicher einen ähnlichen Effekt wie man ihn z.B. Bruce Willis auch zuschreibt. Es ist den charismatischeren Stars nicht mehr möglich eine Rolle zu spielen, weil man sich eher auf den Schauspieler und sein typisches Spiel konzentriert als auf die Figur der Rolle. 

Dies schadet allerdings weder Jason Statham hier, noch Bruce Willis in seinen Filmen. 

Die restlichen schauspielerischen Leistungen sind gelungen. Statham ist zwar der Star des Films, hält sich selber allerdings auch immer wieder ein gutes Stück zurück um nicht allzu weit vorzupreschen. Natürlich verdankt der Film diese Tatsache auch einem sehr gut geschriebenen Script. 

Based on true events vs. Fiction

The Bank Job basiert, wie oben erwähnt, auf einer tatsächlichen Begebenheit. Da der effektive Fall immer noch unter Verschluss gehalten ist, konnte man die Auflösung jedoch nicht 1:1 umsetzen. Der Film wirbt damit, dass ein Insider, welcher an den wahren Begebenheiten beteiligt war, mit diesem Script zum ersten mal auspackt. Trotzdem ist aber davon auszugehen, dass einiges davon doch recht deutlich auf Mutmassungen basiert. Wobei diese Aussage an sich wieder nichts anderes ist als genau das - eine reine Mutmassung.

Die reele Thematik steht dem Film allerdings streckenweise auch ziemlich im Weg. Man hätte mit der Crew einen wunderbaren Bank-Heist Film drehen können mit einer richtig originellen Wendung in der Art des Jobs. Dies wurde hier zugunsten der Vorlage gekippt. Ohne grosse Spoiler kann ich sagen, dass es zwei, vielleicht drei Arten von filmischen Banküberfällen gibt. Eine davon kommt hier zum Einsatz. 

Dies ist allerdings keine wirkliche Kritik - der Film wollte sich an eine reale Vorlage anlehnen und hat dies auch bewusst getan. Man wusste was man tut und das ist im Endeffekt auch richtig gut gelungen.

Look and Feel

Hier speziell hervorzuheben lohnt sich der Look and Feel dieses Films. Der Film spielt im London der 70er Jahre - dies ist auch sehr schön umgesetzt. Der Film hatte für mich überdies noch einen anderen Effekt. Da ich persönlich ab und an auch gerne Videospiele spiele, hat mich die ganze Sache immer mal wieder an GTA erinnert. Als Jason Statham seinen ersten Auftritt vor seiner Werkstatt hat, habe ich zu einem Freund gesagt "Ich will irgendwann einfach nen GTA-Film mit dem guten Herrn sehn" - Ich war mir dort noch nicht bewusst, dass ich dies gleich geliefert bekommen würde. The Bank Job ist über weite Strecken blutleer. Dies verbietet allerdings den direkten Vergleich nicht. Wenn man GTA kennt, weiss man, dass es speziell im neusten Teil eher darum geht das Leben eines Kleinkriminellen zu erzählen als nur um die in den Medien so stark kritisierte Gewaltdarstellung. Dies wird hier von der Stimmung her optimal nachgestellt. Terry Leather hätte man mit einigen Modifikationen an seinem Lebenslauf auch locker als Niko Bellic durchgehen lassen können. Die oben erwähnte blutleere trägt somit auch sehr stark dazu bei, dass man sich um die Charaktere kümmert. In vielen Bank-Heist-Filmen ist man sich schon sehr schnell bewusst, dass früher oder später irgendjemand ins Gras beisst. So z.B. der oftgelobte Heat - obwohl auch dieser Film äusserst gelungen ist, hängt hier der Tod doch gar schnell in der Luft. Es ist klar, dass sich die Protagonisten auf ein Himmelfahrtskommando begeben und dass es den einen oder andern Kosten würde. So verabschiedet man sich dann auch schon mal ein wenig schneller von den Figuren und ist anschliessend nicht ganz so betroffen, wenns dann soweit kommt. Nicht so in diesem Film. 

Fazit

The Bank Job ist ein spassiger Actionfilm, der gegen Ende ein wenig an Seriosität zulegt. Und obwohl die Story nicht allzu Komplex wird, kommt man sich dennoch nicht vor wie in einem reinen Popcorn Film. Das Highlight des Films ist ganz klar Statham, der beweist dass er nicht nur als Transporter Frank Martin oder als Chev Chelios in Crank zu überzeugen weiss. 

Schulnote: 5.25

Pro: 
- Jason Statham
- gelungener, nicht zu schwerer Actionfilm
- Gute Umsetzung des Look and Feel aus dem London der 70er

Con: 
- läuft mit 121 Minuten leicht über der Zeit
- Das eigentliche Bank-Heist Element ist inzwischen relativ verbraucht - da müsste mal was neues, fiktives kommen

Mittwoch, 20. August 2008

The Dark Knight


... oder - wenn Du's nicht kopieren kannst - warum nicht einfach besser machen? ... 


The Dark Knight ist nicht zuletzt durch den tragischen Tod Heath Ledger's der wohl meisterwartete Film des Jahres. 

So konnte ich es auch kaum erwarten, bis das Meisterwerk gestern Abend endlich auch bei uns seine Premiere Feiern durfte. Ich habe darauf gehofft, dass der Film nicht nur durch Heath's Tod so gepushed wurde, sondern dass er auch wirklich so genial wäre.

Dementsprechend gespannt war ich auf das Endprodukt. Doch The Dark Knight liefert nicht nur die bisher beste Comicverfilmung überhaupt, sondern darüber hinaus noch sehr, sehr viel mehr. 

Handlung (ohne Spoiler) 

Der ambitionierte Actionfilm legt auch gleich mit ordentlicher Action los. Angefangen wird mit einem Banküberfall. Die Szene ist genau richtig für einen perfekten Einstieg in das folgende Actionfest.

Der Verlauf des Films bietet alles, was dem Actionfan am Herzen liegt - das - und noch einiges darüberhinaus. Die Charakterszenen dienen nicht blos als Vehikel um von einer Actionszene zur nächsten zu jagen, sondern sie sind wichtig um die feingestrickte Story weiterzuführen und die tiefen Charaktere weiterzutragen. Dazwischen versucht eine Actionszene die nächste zu übertrumpfen und ein intelligenter Storyturn wird nur mit einer noch besseren Erklärung ergänzt. Nicht erst am Ende, sondern viel mehr durch den ganzen Film hindurch wird eine nicht immer offensichtliche, aber klar erkennbare Botschaft vermittelt. Der Film ist nicht nur ein dummer Actionfilm, sondern eine Message in sich. 

Schauspielerische Leistungen

Noch vor Tagen habe ich über den Re-Cast von Evy O'Connell in die Mumie 3 gewettert. Ich habe bislang noch nie einen gelungenen Re-Cast eines Nebencharakters gesehen. Doch das hat sich gestern geändert. Katie Holmes in Batman Begins hatte die Rolle der Rachel Dawes als emotional leicht unterkühlte, karrierebezogene Frau sehr überzeugend gespielt. Die Performance hat in Begins durchaus die Verfassung des Charakters wiedergespiegelt. Rachel Dawes wird in the Dark Knight jedoch eher von ihrer emotionalen Seite gefordert. Katie Holmes wurde durch Maggie Gyllenhaal, welche bereits in "Stranger than Fiction" zu Begeistern wusste, ersetzt. Der Re-Cast macht hier Sinn, denn Rachel hat sich verändert. Dies aber nicht aufgrund einer schlechten Schauspielerin, sondern weil sich die Figur emotional entwickelt hat. Maggie Gyllenhaal schafft es von vornherein die Figur zu übernehmen, ohne dass man längere Zeit über Katie Holmes nachdenkt - eine schauspielerische Glanzleistung. 

Die Bezeichnung Glanzleistung verdient auch die restliche Main Cast, die hier zu sehen ist. Mit einer Ausnahme. Dazu aber später mehr. Christian Bale spielt seinen Batman so wie er dies im ersten auch getan hat. Was auffällt ist die Einwandfrei gespielte Identitätskrise, welche die Performance von Tobey Maguire als Spiderman in ähnlicher Situation in Spiderman 2 als beinahe lachhaft abkanzelt. Neuzugang Aaron Eckhart überrascht als Harvey Dent mit einer ebenfalls grundsoliden Leistung. 

Die einzige Rolle, der ich keine Glanzleistung bescheinigen kann ist die des Jokers. Ich war ein grosser Fan des Jokers von Jack Nicholson und habe mir anfänglich grosse Sorgen um eine Neuinterpretation durch einen relativ jungen und verhältnismässig Unbekannten Schauspieler gemacht. Die ersten Trailer haben mich zwar beruhigt, aber ich musste mich trotzdem erst selbst davon überzeugen. 

Sicherlich hat auch das Script von Nolan/Nolan/Goyer viel dazu beigetragen, dass der Joker hier derart Effektiv rüberkommt. Allein seine Charaktervorstellung ist mindestens als "denkwürdig" einzustufen und Heath Ledger verschwendet keinen Gedanken daran auch nur einmal den Fuss vom Gas zu nehmen. So stiehlt er nicht nur die Figur des Jokers von Jack Nicholson, sondern dem ganzen Film die ganze Show. Entgegen der Meinung einiger verbitterter Jack Nicholson-Fans war die Euphorie nicht ausschliesslich durch Ledgers Tod bedingt. Der Schauspieler hat sich mit dieser Rolle ein Denkmal gesetzt und dies als blosse Glanzleistung zu bezeichnen würde ich als glatte Degradierung empfinden. Selten hatte eine Figur so gute Auftritte, dass man noch so gerne auch nach 152 Minuten noch 20 - 30 Minuten sitzengeblieben wäre um dem Joker noch einmal zuzusehen. 

Der Vergleich mit Nicholson zieht im übrigen nicht. Nicholson war ein Clown, der nebenbei noch gemordet hat. Ledger ist das pure böse - ein sadistischer Mörder, verkleidet als Clown. Die Ausgangspunkte sind grundsätzlich verschieden. Die Ledger-Version ist aber näher an allen Comic Varianten als alles andere vorher und auch ultimativ besser. 

Über die symbolträchtige Story könnte ich ebenfalls stundenlang schreiben. Da ich aber niemandem das Erlebnis zerstören will, verzichte ich darauf näher einzugehen. 

Das Fazit, welches ich hier ziehen darf ist, dass "The Dark Knight" seinem Hype vollends gerecht wurde. Dies ist der beste Actionfilm aller Zeiten - Punkt. So freue ich mich, mich für einmal dem Mainstream anschliessen zu können und einen Blockbuster uneingeschränkt mitzutragen. 

Schulnote: Keine Bewertung - Eine Klasse für sich

Heath Ledger - Rest in Peace !!!

Sonntag, 17. August 2008

The Mummy - Tomb of the Dragon Emperor


... oder ... wenn der Yeti schreit und das Yak Yakt ... 


Dieser Film stellte für mich ein Sammelsurium persönlicher Herausforderungen im Bezug auf meine Filmleidenschaft dar. 

Mit kaum einem Film kann ich so viele positive Verbindungen ziehen wie mit dem Original Remake von "The Mummy" aus dem Jahr 1999. Der Film hatte eigentlich alles, was man für einen guten Abenteuerfilm braucht. Eine hochmotivierte Crew und mit Stephen Sommers einen Regisseur mit einer richtigen Vision. Man wollte den Abenteuerfilm der 30er Jahre in neuem Gewand und zeitgerecht wiederaufleben lassen. Dies ist vollumfänglich gelungen und eine neue Franchise war geboren. 

Das zu "the Mummy" eine Fortsetzung kommen musste war so klar wie das Amen in der Kirche. Jedoch war es dieselbe Crew die immer noch auf der Inspirationswelle des Originals reitend ein weiteres mal zurückkehrte um noch einen draufzusetzen. Schon ein wenig mulmig wurde mir, als bekannt wurde dass mit Dwayne "the Rock" Johnson und dem Scorpion King ein neuer, sagen wir mal "nicht klassischer" Bösewicht dazuerfunden wurde. Doch das Team um Stephen Sommers hat seinem Ruf alle Ehre gemacht. Auch wenn der sympathische (damals) neuling Johnson sicherlich ein wenig enttäuscht gewesen sein dürfte - das neue Monster wurde clever in bestehende Trademarks eingebaut und mehr oder weniger war die Action dort, wo sie in einem "Mummy" Film hingehört - bei Prinz Imhotep und den O'Connells.

Eine gelungene Fortsetzung war geschaffen. 

... 7 Jahre später ... 

Enter: Tomb of the Dragon Emperor. 

Als im Netz erste Gerüchte über eine Fortsetzung abflachten und sich konkrete Details herauskristallisierten, wurde schon früh klar, dass DIESE Uebung schwer wird. Rachel Weisz wollte keinen dritten Mumien-Film mehr unterstützen. Ok - Evy O'Connell zu verlieren ist ein schwerer Schlag. Man hätte sie allerdings herausschreiben können. Klar wäre es um die Figur schade gewesen, aber es wäre eine Möglichkeit gewesen.

Das nun neue Filmteam um Rob Cohen entschied aber anders - Der Charakter von Evy O'Connell ist einem der scheusslichsten Verbrechen zum Opfer gefallen, dem NEBENFIGUREN zum Opfer fallen können - dem Re-Cast. Und um in diesem "Vor-Review" eins vorneweg zu nehmen - sie wurde GRAUENHAFT gecastet. Man sollte meinen eine richtige Schauspielerin sollte in der Lage sein eine Figur wenigstens in etwa nach Vorlage wiederzugeben. Aber nichts da - die zierliche Bibliothekarin mit Charme, die im zweiten Teil ein wenig an Action schnuppern konnte, aber sich nie offen dazu bekannte oder gar eine Prügelei angezettelt hätte, hat sich in eine Lara-Croft-für-(ganz)-arme verwandelt. Um dies zu kompensieren wurde sie mit völlig idiotischen pseudo-moralischen "wir sind Eltern"-Lines gefüttert, die einem härter treffen als jeder ihrer Schläge je im Stande wären.

Evy O'Connell ist aber nicht der einzige Nagel im Sarg der neuen Mumie ... 

Nein - denn das neue Team um die Mumie musste unbedingt eine neue Mumie erschaffen. Das allein wäre allerdings nicht so schlimm. Logischerweise war man gezwungen einmal von Prinz Imhotep abzulasen. Auch wenn er einer der stärksten Teile der Franchise war. Es handelt sich bei der neuen Mumie um einen chinesischen Kaiser (Jet Li) der sich nach seiner Wiederauferweckung schläunigst aufmacht, seine Terrakotta-Armee ebenfalls wieder ins Leben zu rufen. Keine schlechte Grundlage! Positiv auffallen könnte hier auch Jet Li - allerdings weit gefehlt. Jet Li ist in ungefähr so oft und so deutlich zu sehen wie Dwayne Johnson als Scorpion King oder Robert Englund als Freddy Krüger.  

Dennoch scheitert der Film nicht an der neuen Mumie, sondern an der Überladung durch andere Mythen. Das Team muss sich bewusst gewesen sein, dass hier keine richtige Handlung stattfindet. Der Film ist übersäht mit Mythen, Spezialeffekten und komischen Figuren. Das hat mit einer sorgfältig gesponnenen Fantasy Welt, wie sie in Harry Potter zum Beispiel vorzufinden ist, nichts mehr zu tun. Es wurde lieblos eine Story hingepflastert, welche möglichst viel Raum für Special Effects lässt. So werden Yeti's eingebaut, altertümliche Hexen, Effekte mit sämtlichen Elementen und so weiter, und so fort. 

Kein Klischee wird ausgelassen, alles wird gnadenlos ausgeschlachtet. Sogar eine kleine Hommage an den heiligen Gral aus "der letzte Kreuzzug" muss ebenso hinhalten wie die neuzeitliche Seuche, dass jeder Filmheld plötzlich einen jüngeren "Mini-Me"-Sohn aus dem Hut zaubern muss damit die Cash Cow auch für die Nachfolgegeneration aktueller Studiobosse noch kräftig weiter melkbar bleibt. Und so wird auch klar, was die ersten Mumien von diesem Teil unterscheidet - Stephen Sommers hat seine Erschaffung geliebt - das hier aber ist ein reines "Cash-In" Vehikel der offensichtlichsten Sorte.

Das einzig positive an Tomb of the Dragon Emperor ist die Terrakotta Armee, welche zwar im Vergleich zu den anderen Effekten nicht wirklich spektakulär, aber dafür wunderschön dezent umgesetzt wurde.  

Lange rede, kurzer Sinn. The Mummy 3 ist das schlimmste, was dieser wundervollen Franchise je passieren konnte. Dieses Review befasst sich kaum mit der Handlung des Films - weil es keine Handlung gibt - Rick O'Connell macht sich zusammen mit seiner (anscheinend physisch wie psychisch generalausgetauschten) Frau und seinem jetzt erwachsenen Sohn (Hallo, Mutt Williams...) auf eine altchinesische Mumie vor der Beherrschung der Erde abzuhalten. Brendan Fraser kam - sah (und zwar fast 120 Minuten lang) - und siegte.

So ist er auch, zusammen mit dem Franchise Veteranen John Hannah, das einzig gute an diesem Film. Die beiden beweisen hier aufs eindrücklichste, dass sie selbst in so einem Machwerk nicht totzukriegen sind. 

Leider ist auch die Mumie nicht totzukriegen und so wird im dritten Teil auch schon dezent der vierte Angekündigt ... 

Abschliessend kann man nur noch ein Zitat aus einem anderen, "leicht aktuellen" Film anlehnend zu rate ziehen ... 

"This Franchise deserves another class of Sequel" ... aber nicht diesen Scheiss ... 

Schulnote: 2.5 (1.5 davon gehn an Brendan Fraser, John Hannah und den Yak Witz, welcher das Highlight in diesem Film war)

Pro: 
- Ein paar gelungene Gags von John Hannah, Brendan Fraser und Geraldine, dem Yak
- die opening Sequence im alten China, welche recht gut gelungen war
- Terrakotta-Armee
- Eine selbstironische Szene in der Evy ihr neues Buch vorstellt und nach Ideen für ein Sequel sucht. Sie wird dort unter anderem in ihrer ersten Szene darauf angesprochen dass sie "total verändert" aussieht

Con: 
- praktisch alles Andere